Ane Brun veröffentlicht neues Album After The Great Storm

Der Tod eines geliebten Menschen oder andere Schicksalschläge können uns so sehr in einen Schockzutand versetzen, dass wir nicht mehr wir selbst sind. Für Künstler bedeutet dies häufig der Verlust der Kreativität. Dies musste auch Ane Brun erleben, nachdem ihr Vater gestorben war. Nach Jahren kreativer Blockade legt Ane Brun mit After The Great Storm erstmals wieder ein Album mit Originalmusik vor. Und es sitzt so sehr, dass die Gänsehaut, die beim Hören der Songs unweigerlich auftritt, kaum mehr weggehen will.

Eine Gänsehaut, die beides in sich trägt: Die neu gewonnene Kreativität von Ane Brun, aber auch ihren Schmerz, der in den Liedern und den Melodien so greifbar wird.

Zwar hatte Ane Brun in den letzten Jahren einige Songs und Alben veröffentlicht, aber Originalmusik von ihr selbst gab es nicht mehr. Im Sommer vergangenen Jahres zog sich die skandinavische Sängerin in eine Hütte in den norwegischen Bergen zurück und schrieb binnen weniger Wochen so viele neue Songs, dass gleich zwei Alben daraus entstanden sind. „After The Great Storm“ erscheint heute, am 27. November wird „How Beauty Holds The Hand Of Sorrow“ veröffentlicht.

Ane Brun veröffentlicht im Herbst 2020 zwei neue Alben mit Originalmusik © Annie Brownhill
Ane Brun © Annie Brownhill

Mit ihren beiden neuen Alben konnte sich Brun endlich von den Ketten der Blockade ihrer Kreativität befreien und wieder ihren Weg, vielleicht sogar einen neuen Weg finden. Wer Ane Brun als Sängerin mag, der wird After The Great Storm lieben. Und wer auf der Suche ist nach einer Künstlerin, die ihr Herz nach einer langen Zeit der Dunkelheit musikalisch so sehr nach außen tragen kann wie Ane Brun es bei ihren beiden neuen Alben tut, der kommt an der Skandinavierin nicht vorbei.

Ane Brun sagt selbst über ihr Album und ihre lange, unfreiwillige kreative Auszeit:

„Um ein Album zu machen, musste ich mich immer tief in mich selbst vertiefen. Ich beschäftige mich mit allem, was in meinem Leben passiert – Beziehungen, Veränderungen, Herausforderungen – durch das Schreiben von Musik. Aber als mein Vater 2016 starb, konnte ich das nicht und wollte es auch nicht. Es war eine seltsame Erfahrung: Ich bin eine Person, die sehr prozess- und verarbeitungsorientiert ist. Ich arbeite an meinen Problemen und gehe weiter. Aber in der Trauer, einen Elternteil zu verlieren, hat es nicht funktioniert. Ich konnte nicht die richtigen Werkzeuge in meiner Toolbox finden und es gab keine Lösung. Mein Vater war weg. Ich habe einige Zeit gebraucht, um zu verstehen, dass die Zeit selbst der Schlüssel war. “

Für mich ist Ane Bruns neues Album After The Great Storm unter vielen starken Alben, die ich bisher in diesem Jahr hören durfte, das stärkste. Ich glaube, es wird viele Menschen berühren und wahrscheinlich nicht wenigen dabei helfen, ihre eigene Trauer und ihren eigenen Schmerz zu verarbeiten. Denn Musik ist, meiner persönlichen Erfahrung nach, von allen Kunstformen jene, die am meisten die Herzen berührt und Veränderung und Heilung schaffen kann.