Man könnte denken, Cut Worms habe die Songs zu seinem neuen Album während der Covid-19-Pandemie geschrieben. Doch die Songs auf Nobody Lives Here Anymore stammen allesamt aus dem April 2019. Herausgekommen ist dadurch ein visionär anmutendes Album, das die USA der Gegenwart kaum besser beschreiben könnte.

Die Bezeichnung Cowboy Pop mag dabei fast fehl am Platze klingen und doch trifft sie genau hier zu. Für Country Musik, wo Träumereien, auch mitunter sehr unrealistische, fast an der Tagesordnung sind, sind die Texte auf Cut Worms neuem Album Nobody Lives Here Anymore ein wenig zu direkt, ein wenig zu kritisch, ein wenig zu sehr an der Wirklichkeit dran.

Trotzdem kann Cut Worms seine Herkunft nicht verleugnen. Auf dem Doppel-Album Nobody Lives Here Anymore hört man dem mittlerweile in Brooklyn lebenden Singer-Songwriter und bildenden Künstler an, dass er ursprünglich aus Ohio stammt. Das macht dieses Album noch lebensnaher, erdiger und zugleich um einiges authentischer.

Und weil besonders gute Musik eben immer auch besondere Orte braucht, um sie aufzunehmen, erblickte Nobody Lives Here Anymore in Memphis, Tennessee das Licht der Studio-Welt. Und wie ein besonders gutes Album eben so seine Zeit braucht, wurde das Album zwischen Mai und November vergangenen Jahres aufgenommen.

Dies mag in der Zeit horrender Kosten für Studiomieten fast unrealistisch anmuten. Doch genau diese lange Zeit, dieses langsame Produzieren hat dem Album einen Schliff verpasst, das es bei der Aufnahme innerhalb von wenigen Tagen wohl niemals gehabt hätte.

Max Clarke aka Cut Worms © Caroline Gohlke

Als Inspiration diente Cut Worms, der eigentlich Max Clarke heißt, das verschollene amerikanische Liederbuch. In der Zeit, in der er an seinem neuen Album Nobody Lives Here Anymore arbeitete, schrieb er 30 Songs, von denen letztlich 17 Songs den Einzug ins Album fanden.

Cut Worms selbst sagt über sein Album, dass es von der „Wegwerfkonsumentenkultur“ handelt „und wie die kommerziellen feuchten Träume der Nachkriegszeit nie wahr wurden, wie nichts für die Ewigkeit gemacht wird.”

Doch bei all dem Kritischen, dem genauen Hinsehen, dem Tiefer sehen und das Unangenehme der Realität aussprechen geht eines bei dem neuen Album von Cut Worms nicht verloren: Der Gänsehautfaktor. Nobody Lives Here Anymore geht unter die Haut, als lyrische Gesellschaftskritik und mit Melodien, die einfach nicht kalt lassen können.

Cut Worms Nobody Lives Here Anymore erscheint morgen bei Jagjaguwar.

Cut Worms Veteran’s Day aus seinem neuen Album Nobody Lives Here Anymore

Cut Worms Nobody Lives Here Anymore Tracklist

1. The Heat Is On
2. Unnatural Disaster
3. Last Words To A Refugee
4. All The Roads
5. Every Once In A While
6. Looks Like Rain
7. A Love So Fine
8. Veteran’s Day
9. Sold My Soul
10. Castle In The Clouds
11. Baby Come On
12. Walk With Me
13. Won’t Get It Right
14. Always On My Mind
15. The Golden Sky
16. God Bless The Day
17. Cave of Phantoms