Die Protestbewegung in Belarus wird auch von KünstlerInnen und Bands unterstützt. Vor dem Hintergrund der Proteste gegen das Regime in Weißrussland konnte ich ein Interview mit dem Sänger der Band 2MORROW2LATE führen. 2MORROW2LATE engagiert sich in der Protestbewegung, mit Protestsongs, mit Spenden und nimmt auch selbst an den Protesten teil.
Ihr seid nicht nur eine weißrussische Band, sondern ihr engagiert euch auch bei den Protesten in eurem Heimatland. Wie nehmt ihr die Proteste selbst wahr und was wollt ihr als Künstler mit eurem Engagement im Kampf gegen das Regime in Belarus erreichen?
Wir nehmen die Proteste genauso wahr wie gewöhnliche ehrliche Menschen in Belarus. Wir haben als Künstler in diesem Kampf keinen besonderen Plan. Wir wollen nur unser Bestes geben, um alle hier zu unterstützen. Neben Spenden, Protesten können wir auch inspirierende Musik über diese Situation schreiben.
Die deutsche Agentur Factory92 hat einige Protestsongs aus Belarus zu einem Sammlung von weißrussischen Songs zusammengeführt. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit der Agentur und was erhofft ihr euch von der Kooperation mit der Hamburger Agentur? Und warum habt ihr ausgerechnet euren Song “Shliah damou” dafür ausgewählt?
“Shliah damou” ist unser Seelenschrei über Diktatur, deshalb ist dieses Lied gerade jetzt so aktuell für uns. Die Weißrussen sprechen, zeigen und jetzt singen wir, was wir fühlen, was wir in Weißrussland brauchen. Wir müssen alles friedlich versuchen, Methoden, um gehört zu werden. Scheint, als ob es funktioniert. Wir wurden bereits in Deutschland gehört. Wir werden uns freuen, neue Freunde zu finden, neue Zusammenarbeit und ich hoffe, eines Tages auch hin zu kommen, um unsere Musik in Deutschland zu spielen.
Mehr Infos über die Sammlung von weißrussischen Protestsongs findet ihr hier:
Habt ihr Lust, uns eine Auszüge aus den Original-Lyrics vorzustellen und einige Parts ins Englische zu übersetzen?
Wir haben zwei Versionen dieses Songs veröffentlicht. Die englische Version ist in Spotify, iTunes und allen anderen Stores erhältlich.
We need some help to find a way back home
Cause we’re lost in the pointless, endless fight with one man
We need some help to find a way back home
Everyday we want to see a clear future
Everyday we want to live with a smile not tears
We’ve had enough of being blind
We need some help to build a fortress for the kids
Brick by brick let’s build it slow but stable
We need some help to build a fortress
Everyday we want to see dawn and sunset
Wherever we decide to go it should be safe
We’ve had enough of being fools
We need some help to find a way back home
Cause we’re lost in the pointless, endless fight with one man
We need some help to build a fortress for the kids
Das Video zum Song “Shliah damou” von 2MORROW2LATE findet ihr hier:
Ihr habt mittlerweile drei Alben und zahlreiche Singles veröffentlicht. Seht ihr euch deshalb auch als wichtige Wegbereiter der musikalischen Protestbewegung in Belarus?
Es gibt viel populärere Musiker, Künstler, die ein wichtiger Wegbereiter für die musikalische Protestbewegung in Belarus sein könnten. Wir alle sitzen nicht still und tun nichts. Wir tun, was wir können.
Die Foo Fighters, Muse & Queens of the Stone Age waren einst die musikalischen Schlüsselfiguren zu Beginn eurer Zusammenarbeit als Band. Welche Künstler würdet ihr heute als besonders wichtig für euren Weg sehen? Und gibt es MusikerInnen aus Belarus, die ihr zu euren Vorbildern zählt?
Fast jeden Tag entdecke ich auf Spotify neue großartige Bands. Ich kann einfach nicht alle auflisten, weil es so viele von ihnen sind. Aber in der Zwischenzeit können wir unsere Wurzeln nicht verlieren, Bands, die sich unserer Musiksucht schuldig gemacht haben. Ich muss feststellen, dass es so viele großartige belarussische Musiker gibt, die uns durch ihr musikalisches Talent, ihre Texte und ihre Energie inspirieren. Nizkiz, Brutto, Lavon Volski könnten nur einige gute Beispiele sein.
Wie wird es für euch weitergehen, als Band und auch als Teil der Protestbewegung in Belarus? Glaubt ihr daran, dass es eines Tages ein Ende der Diktatur in eurem Heimatland geben wird? Die Hoffnung stirbt ja immer zuletzt, doch wir haben auch hier in Deutschland die schlimmen Fernsehbilder der friedlichen Proteste, die so brutal niedergeschlagen wurden gesehen. Wie haltet ihr eure Hoffnung am Leben und wie schafft ihr es in dieser Zeit, weiter kreativ zu sein und an neuen Songs zu arbeiten?
Wir werden weiterhin Teil friedlicher Proteste sein und weiterhin neue unterstützende Songs schreiben. Übrigens werden wir diesen Monat eine neue Single veröffentlichen. Und ja, wir glauben, dass es keinen Weg zurück gibt. Alle Verbrechen können nicht einfach ignoriert, vergessen und vergeben werden. Es ist nur eine Frage der Zeit.
Danke für das Interview und alles Gute euch für euren friedlichen Kampf und euren weiteren musikalischen Weg.
Christel von LaTrash.de