Für mich persönlich ist I Want Poetry eine der größten musikalischen Entdeckungen der letzten Jahre. Ein verdammt guter Grund, ein Interview mit Tine von Bergen und Till Moritz Moll zu führen, die vor Kurzem ihre neue Single „For The Night“ veröffentlicht haben.

Kürzlich erschien mit „For The Night“ eine weitere Single-Auskopplung aus eurem kommenden Album „Human Touch“. Was hat euch zu diesem Song inspiriert?

Während des Lockdowns im Frühjahr hat sich für viele Menschen von einem Tag auf den anderen alles verändert. In dieser Zeit ist “For the Night” entstanden. Die Welt war plötzlich riesig und schwer und unsicher. In dieser Zeit ist “For the Night” entstanden. Dazu die ungewohnte Stille und Distanz zu den Menschen – das war erstmal zuviel. Aber die Nacht steht auch für eine Zuflucht, einen Ort, an dem unsere Gedanken und Gefühle frei sein können. In ihrem Schutz können wir zu uns finden und zu neuer Stärke kommen. Für das Video hatten wir das Glück, wieder mit Regisseurin Kristin Herziger zu arbeiten. Wir haben in einem Konzertsaal gemeinsam mit Licht und Projektionen die Stimmung des Songs eingefangen.

Euer Name ist zugleich Programm, bei eurer Musik und bei euren Texten. Wie sehr seht ihr euch selbst als Poeten oder hat es sogar noch einen anderen Grund für diesen Namen?

I Want Poetry steht für uns für den Hunger nach Leben. In Aldous Huxleys Brave New World, einer Welt ohne Unruhe und Krankheit, aber auch ohne Freiheit, Kunst und Humanität, gibt es die Figur des “Wilden”, der sein Recht auf das Leben und Fühlen von allen Facetten einfordert, auf Gefahren, Freiheit und Poesie.

Poesie liegt für uns in ganz vielen Dingen – einer Berührung, einer Landschaft oder einem Gefühl. Derzeit arbeiten wir mit der Fotografin Elisabeth Mochner zusammen, die Poesie in Bildern einfangen kann.

I Want Poetry Tine von Bergen und Till Moritz Moll © Elisabeth Mochner
I Want Poetry © Elisabeth Mochner

Natürlich stellt sich bei MusikerInnen und KünstlerInnen auch immer die Frage nach Vorbildern und musikalischen und künstlerischen Prägungen. Was sind eure musikalischen Vorbilder und wer hat eure Kunst geprägt?

Wir können gar nicht genau sagen, woher die Musik kommt – wenn wir uns ihr öffnen ist sie da. Es gibt aber gerade zur Zeit eine Reihe von wahnsinnig tollen Indie-KünstlerInnen, die uns inspirieren. Die unfassbar talentierte Charlotte Brandi zum Beispiel, Lasse Matthiessen, Helgi Johnson. Das neue Half Waif Album ist irre schön. Aber wir lieben auch viele der “Großen”, von Tori Amos über Radiohead und Queen und die Lyrics von Fiona Apple. MusikerInnen, die ihren eigenen Stil haben und deren Persönlichkeit sich in der Musik spiegelt.

Eure Musik wird mal als ArtPop, mal als Dream Pop eingeordnet. Wo seht ihr euch selbst? 

Diese Bezeichnungen passen wahrscheinlich ganz gut, obwohl Genre-Zugehörigkeit für uns keine große Rolle spielt.

Auch wenn in dieser Zeit vieles anders ist als in „normalen“ Zeiten, ist die Frage zum Schluss natürlich nicht minder wichtig: Was sind eure musikalischen Pläne für die nächsten 12 Monate?

Am 20.11. erscheint unser Debütalbum “Human Touch”. Wir freuen uns riesig darauf, es mit der Welt zu teilen. Am Release Tag gibt es zudem den Song “Chandler” mit Musikvideo. Dieser Song bedeutet uns besonders viel, da er eine für uns sehr wichtige Message beinhaltet: “There’s no such thing as being too sensitive”. Soweit es möglich ist und sich für alle sicher umsetzen lässt, sind wir dann bis in den Sommer hinein auf Tour.

Das I Want Poetry Album Human Touch kann bis 15.11. als Vinyl und CD hier vorbestellt werden:

www.startnext.com/humantouch

I Want Poetry Tine von Bergen und Till Moritz Moll © Sandra Ludewig
I Want Poetry © Sandra Ludewig

Danke für das Interview! Ich bin übrigens schon supergespannt auf das Album. Eure Songs sind für mich wirklich Gänsehaut-Songs. Alles Gute für eure Zukunft!

Christel von LaTrash.de