TANYC im Interview über ihr Solo-Debüt, ihre Single Smile, über Inspiration und ihre Zukunft

Sie hat für mich DAS Debüt des Jahres abgeliefert mit ihrer Single „Smile“. Und weil ich TANYC als Künstlerin spannend und inspirierend zugleich finde, war ein Interview mit ihr natürlich naheliegend.

Du hast vor Kurzem Deine Debütsingle „Smile“ veröffentlicht. Ich muss jetzt gleich direkt fragen: Hast Du den Song tatsächlich komplett alleine geschrieben und auch selbst produziert? Die Nummer ist so genial, so perfekt und zeugt von einer Gabe, die weit mehr ist als nur ein musikalisches Talent.

So viel Lob gleich zu Anfang! Ja, den Song Smile habe ich selbst geschrieben. Meistens gehen Text und Musik beim Schreiben gleichwertig einher. Somit komm ich schon mit einer recht geschliffenen Vorstellung zu meinem Team und wir arbeiten daran. Auf dem Album sind auch Songs zu finden, die in musikalischer Zusammenarbeit mit Kalle Wallner entstanden sind. Mein Ziel war es aber schon, ein Album nach meinen Vorstellungen zu produzieren.

Dabei spielen Kalle Wallner und Yogi Lang eine große Rolle, denn die beiden haben mich einfach so gelassen wie ich bin und sind meinen Weg mitgegangen. Das war bestimmt auch nicht immer so einfach.

Kein Song ohne Inspiration. Zumindest bei den guten Songs ist das der Fall. Was hat Dich zu „Smile“ inspiriert und warum hast Du gerade diesen Song als Deine Debütsingle veröffentlicht?

Geplant war ursprünglich, dass ich schon im März 2020 mit der ersten Single rauskomme und im Sommer die geplanten Festivals bespiele. Allerdings war da ein ganz anderer Titel geplant. Die eigentliche Wahl schien mir nicht mehr passend, somit habe ich kurzerhand alles umgedreht und mich im Lock Down um das Video zu Smile gekümmert. Der Song selbst ist schon vor zwei Jahren entstanden. Inspiriert vom eigenen Leben und auch von den Erkenntnissen, welche man im Laufe seines Daseins machen muss und darf. Ich finde die Ambivalenz zwischen dem Songtext und der positiv gehaltenen Musik spannend. Quasi eine Notiz an mich selbst, sich von nichts und niemanden unterkriegen zu lassen, auch wenn es manchmal wirklich schwer fällt. Alles kann gut werden. Man muss es nur zulassen.

Ganz neu in der Musikszene unterwegs bist Du nicht, aber machst jetzt Dein Soloding. Wie war Dein Weg von Cama zu TANYC, da liegen ja jetzt einige Jahre dazwischen? Und warum eigentlich TANYC?

Das stimmt. Mit CAMA durfte ich viel erleben und lernen. Aber Musik ist ja schon seit jeher mein Beruf und ich war zwischen CAMA und TANYC gut beschäftigt.

Ich habe Bands, mit denen ich live viel unterwegs bin und seit einigen Jahren kam die Percussion als Leidenschaft dazu. Am liebsten mach ich beides gleichzeitig – am Percussion Set sitzen und zu singen.

Dann schreiben mein Mann und ich auch zusammen Songs für andere Künstler. Da sind wir mittlerweile ein wirklich tolles Team geworden und ich gehe darin voll auf.

Tja, und so ein Album schüttelt man ja auch nicht so aus dem Ärmel. Das war schon eine intensive Zeit, das alles unter einen Hut zu bringen.

Aber meine größte und schönste Aufgabe war und ist es, für meine mittlerweile 18-jährige Tochter Zoe da zu sein.

TANYC war für mich eindeutig der richtige Name. Wenn ich schon so viel von mir preisgebe, wollte ich ein klares Pseudonym verwenden. Angelehnt an meinem Nachnamen schien er für mich alles zu verkörpern, was ich jetzt bin.

TANYC Solodebüt 2020 © Wiktor Franco
TANYC © Wiktor Franco

Du hattest einst einen Vertrag bei einem Major, jetzt machst Du solo komplett Dein eigenes Ding. War das auch ein Akt der Befreiung für Dich als Künstlerin?

Wenn man das ganze Album betrachtet, ist meine Musik vielleicht nicht so sehr Mainstream wie es ein Major vielleicht gerne hätte. Aber ich gehe ja erst los und wer weiß, wo mein Weg hinführt. Ich sehe das nicht so kategorisch, es muss einfach passen. Mein Major-Label damals war toll und wir hatten wirklich viel Spielraum. Soll heißen, ich hatte eigentlich nur gute Erfahrungen. Nun sehe ich das auch als Chance, Strukturen im Business zu lernen und vor allem zu verstehen. Ich will für mich etwas Konstantes schaffen und am Besten gelingt das wohl, wenn vieles aus Eigenenergie entsteht.

Hattest Du überlegt, noch mal ein anderes Projekt mit jemandem anzugehen oder war für Dich nach Cama klar, dass Du nur noch solo Dein Ding machen willst?

TANYC schwebt mir schon lange im Kopf rum und auf dem Album findet man auch Titel, deren Entstehung schon einige Jahre zurückliegt.

Aber rückwirkend war ich damals noch nicht bereit, meine Geschichten so zu erzählen, wie ich es jetzt kann. Vermutlich wäre ein früheres Album nicht so ehrlich und bestimmt geworden. Ich weiß, was ich will und vor allem was ich nicht will, deswegen war es für mich sehr wichtig, diesen Schritt alleine zu gehen.

Deine Debütsingle ist in einer Zeit erschienen, in der die ganze Welt Kopf steht. Wie hast Du es geschafft, Dich auf das Schreiben zu konzentrieren und auf die Arbeit an dem Song? Oder war gerade diese Zeit der Anstoß Deiner so breit gefächerten Kreativität? In mehreren Interviews mit KünstlerInnen aus verschiedenen Ländern, die ich in den letzten Monaten für LaTrash.de geführt habe, konnte ich genau das wiederfinden. Und auch in meinem eigenen Leben habe ich festgestellt, dass sich gerade in dieser bitteren Zeit eine Tür geöffnet hat, wo weit mehr Ideen da sind, als ich zeitlich überhaupt umsetzen kann.

Während des ersten Lockdowns waren die Arbeiten zu meinem ersten Album schon abgeschlossen. Da musste ich schweren Herzens akzeptieren, dass es eben vorerst keine erste Single geben und ich keines der geplanten Konzerte spielen kann.

Einer ganzen Branche ist der Boden unter den Füssen weggezogen worden. Ich hätte nie gedacht, dass sich bei uns Kunst, Kultur und alles was dazugehört für seine Existenz rechtfertigen muss. Politiker müssen sich zurecht mit der Kritik auseinandersetzten und Lösungen für die Zukunft gestalten.

Ich persönlich hatte nicht gleich den Antrieb, mich kreativ zu beschäftigen. Im ersten Monat habe ich keinen einzigen Ton gesungen. Ich hatte eben kein Bedürfnis mich auszudrücken. Im Nachhinein fand ich es wohl interessant zu sehen was passiert, wenn gewohnte Strukturen wegfallen und man ganz nah bei sich ist. Wenn es eine positive Seite an dieser, meiner Situation gibt, dann die Erkenntnis, dass ich wirklich liebe, was ich mache. Ich hab mich in diesen Monaten neu justiert, werde manche Themen mehr oder nicht mehr verfolgen und noch beharrlicher meinen eigenen Weg gehen. Erst aus dieser Erfahrung hat es für mich wieder Sinn gemacht, für mein zweites Album zu schreiben.

TANYC Debüt 2020 © Wiktor Franco
TANYC © Wiktor Franco

Dein erstes Soloalbum soll im Frühsommer 2021 erscheinen, das ist noch einige Monate hin. Trotzdem hast Du Deine Debütsingle bereits jetzt veröffentlicht, was sehr ungewöhnlich ist. War „Smile“ für Dich gleichzeitig auch eine Art Testlauf, wie Dein Solo-Projekt ankommt?

Richtig, mein Album erscheint im Sommer 2021. Das hat auch damit zu tun, dass wir dann alle hoffentlich wieder auf die Bühne dürfen. In der Zwischenzeit nehme ich das als Chance und tobe mich bei meinen kommenden Videos und visuellen Vorstellungen aus. Ich freue mich drauf, mich bis zum Album-Release mit gleich mehreren Singles vorstellen zu dürfen.

Danke für das Interview. Ich bin sehr gespannt auf Deinen nächsten Song und natürlich auf Dein Album. Geh Deinen Weg und hör auf Dein Herz. Das ist der beste Wegweiser, egal, was sich Dir noch entgegenstellen mag.

Liebe Christel, danke für die lieben Worte! Es hat so viel Freude bereitet, deine Review über Smile zu lesen. Danke dir und liebe Grüße.

Carmen