Auch wenn mit mir hinter LaTrash.de jemand Queeres steht, habe ich nicht den Anspruch, unbedingt jeden queeren Song vorzustellen und jedes queere Album zu besprechen. Irgendwie hat mich das noch nie gebockt, weil es neben meinem Queersein noch so viele andere Facetten an und in mir gibt. Doch mit seinem neuen Album „DEACON“ hat mich serpentwithfeet dann eben doch ganz schnell an den Haken bekommen.

Ein schwuler Schwarzer, der aufgewachsen in christlichem Umfeld, seinen ganz eigenen Weg gefunden hat, und das musikalisch umzusetzen weiß auf eine Weise, dass ich zuhören mag. Den in Baltimore geborenen serpentwithfeet hat es im Laufe der Zeit von Brooklyn nach Los Angeles verschlagen. Weg von der Stadt, von der es heißt, dass sie niemals schläft, mitten hinein in eine ganz andere Welt.


DEACON entstand deshalb auch nach seinem Umzug von NY nach LA. Und irgendwie scheint die das geschilltere Leben in Kalifornien auch einen musikalischen Einfluss auf serpentwithfeet zu haben. Auch wenn es in den Songs auf „DEACON“ um Herzschmerz geht, kommen die Songs trotzdem nicht so deprimäßig rüber, wie es auf den ersten Blick bei einem solchen Thema scheinen mag. Wie gesagt, der Einfluss von Los Angeles, scheint hier zu wirken, scheint sich auf positive Weise in den Liebeskummer-Liedern niederzuschlagen.

Mein Lieblingssong auf serpentwithfeets neuem Album „DEACON“ ist der (leider) viel zu kurze Song „Malik“. Hier kommt die Anlehnung an seine Vergangenheit als Chorknabe musikalisch so stark zum Vorschein, dass es mich nicht nur als queerer Mensch berührt, sondern gerade als die queere Christin, die ich bin, tiefgläubig und trotzdem immer noch mit einer Menge Gegenwind lebend müssen von nicht wenigen anderen Christen.

Ich wünsche mir, dass Sänger wie serpentwithfeet noch viel mehr Gehör finden. Auch mit seiner Botschaft, dass Schwulsein und christliche Wurzeln einander nicht widersprechen müssen. Sondern dass am Ende beides doch miteinander ein Einklang stehen und Glaube und queeres Leben zusammen gelebt werden können – in einer offenen Welt und mit dem Erkennen, dass Gott Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transsexuelle Menschen genau so gemacht, wie sie sind.

serpentwithfeet – DEACON Tracklist

  • Hyacinth
  • Same Size Shoe
  • Malik
  • Amir
  • Dawn
  • Sailors’ Superstition
  • Heart Storm (with NAO)
  • Wood Boy
  • Derrick’s Beard
  • Old & Fine
  • Fellowship (feat. Sampha & Lil Silva)
serpentwithfeet © Braylen Dion #queer
serpentwithfeet © Braylen Dion