C´est Karma im Interview über ihren Weg in die Musik, Gender Gap in der Musikbranche und Punk als Inspiration

Du bist mir auf dem Reeperbahn Festival direkt ins Auge (und vor allem ins Ohr) gesprungen. Wie war es für Dich, auf diesem legendären Festival zu spielen? Und dann auch noch direkt gestreamt zu werden?

Ich hab mich sehr gefreut und hab auch schon lange davor mit großer Vorfreude und Aufregung auf dieses Wochenende geblickt. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass man mir diese Bühnen geboten hat und hab meine Zeit auch sehr genossen.

Du bist erst 19. Und doch alles Andere als ein Rookie in der Musik. Dein Manager hat mir erzählt, dass er Dich vor drei Jahren in Luxemburg spielen hörte. Wie kam es, dass es Dich schon so früh auf die Bühne gezogen hat? Und wann wusstest Du, dass Musik Dein Leben ist?

Ich bin nicht in einer musikalischen Familie aufgewachsen und dennoch hab ich mich vor allem in meiner frühen Jugend sehr zur Musik hingezogen gefühlt. Ich hab angefangen mir selbst Gitarre beizubringen und wenig später hab ich angefangen eigene Songs zu schreiben. Die ersten Bühnen haben sich dann fast zufällig ergeben, am Anfang waren es vor allem Freunde die mich gefragt haben auf ihren Bühnen aufzutreten und so lernten mich nach und nach denke ich auch Leute außerhalb meines Kreises kennen. Mein guter Freund Georges den man als Bartleby Delicate kennt hat mich zum Beispiel gefragt als Openerin bei seiner EP-Release zu spielen. Mit der Zeit sind dann immer mehr Konzertanfragen und -angebote gekommen und jetzt sind wir drei Jahre später hier.

Du hast vor Kurzem Deinen neuen Song „Spaghetti On Repeat“ veröffentlicht. Ein ungewöhnlicher Titel für einen ungewöhnlichen Song. Magst Du ein wenig über die Nummer erzählen und was dahintersteckt?

Mit Spaghetti on Repeat wollte ich mich zur sozialer Ungerechtigkeit in unserer kapitalistischen Gesellschaft und dem Mythos vom sozialen Aufstieg äußern. Der Song handelt von einer alleinerziehenden Mutter die harte Arbeit leisten muss um ihre Kinder ernähren zu können. Häufig tischt sie nichts weiter als Spaghetti auf, da alles andere sie zu viel Zeit und Geld kosten würde. Dabei verfolgt sie stets das Ziel vom sozialen Aufstieg welcher ihr jedoch vermutlich nie gelingen wird.

Im vergangenen Jahr hast Du Deine EP „Farbfilm“ veröffentlicht. Wann kommt Dein erstes Album raus? Ich bin supergespannt darauf!

Es gibt noch keinen konkreten Plan zum Album. Es wird eins geben ich weiß nur noch nicht wann und wie. Das heißt jedoch nicht, dass ich bis dahin keine weitere Musik veröffentlichen werde.

In Deinem Blog schreibst Du über Frauen in der Musikbranche und dass sie unterrepräsentiert sind. Genau das ist auch ein wichtiges Thema von LaTrash.de. Wie war es für Dich, als Mädchen und dann junge Frau in diese immer noch so krass von weißen Männer dominierte Branche zu kommen? Und wo denkst Du, sind Veränderungen möglich?

Ich denke wie für die meisten Frau in der Branche hab ich lange nach meinem Platz gesucht. Ich hatte häufig das Gefühl nicht repräsentiert zu werden und es fehlte mir an Vorbildern. Und dann kommt noch dazu, dass ich mich als Frau oft mehr beweisen muss und mir meine Erfolge härter erkämpfen muss. Das hat mich jedoch dann dazu angespornt erst recht Musik zu machen und dann auch offen über das gender gap Problem in der Musikbranche zu reden.

Und würdest Du den Weg, den Du in die Musikbranche gegangen bist als so junger Mensch, heute immer noch so gehen mit der Erfahrung, die Du in den letzten Jahren sammeln konntest?

Ich kann diese Frage mit einem ganz klaren Ja beantworten. Ich habe ganz sicher Fehler am Anfang gemach und mache sie immer noch, jedoch bereue ich keine davon.

Kunst wird nicht geboren ohne Inspiration. Das geht AutorInnen wie mir so. Und MusikerInnen wie Dir. Welche KünstlerInnen, aus der Musik, aber vielleicht auch aus anderen Kunstrichtungen, haben Dich auf Deinem Weg inspiriert? Und gibt es jemand, dessen Level Du erreichen möchtest? (Wobei Du Dein eigenes hohes Level hast, finde ich.)

Ganz vorne steht da bei mir Punk Musik. Auch wenn sich heute wenig davon in meiner eigenen Musik wiederfinden lässt, habe ich dennoch durch die Punk Szene zur Musik gefunden. Ich inspiriere mich auch bis heute noch an der Freiheit und Einfachheit vom Punk, welche ich sehr schätze. Musikalisch sehe ich jedoch Björk als mein größtes Vorbild, von sehr jung an hat mich ihr Werk und ihr Universum fasziniert. Des weiteren inspirieren mich Künster*innen wie SOPHIE, Charli XCX oder A.G Cook stark in meinem Musikschaffen. Auf der anderen Seite würde ich jedoch auch Künstlerinnen wie Noname, Little Simz oder Stella Donnley als Inspirationen vermerken, da diese alle in ihren Songs, aber auch in ihrer Präsenz generell nicht davor scheuen politische Themen anzugehen.

Was hast Du für die nächsten Monate musikalisch so geplant? Auch wenn in dieser Zeit so vieles nach wie vor schwer planbar ist. Nach einem Album hatte ich Dich ja schon gefragt. Wirst Du weiter auf Tour gehen? Du hattest ja jetzt auf mehreren Festivals gespielt. Oder an neuen Songs arbeiten?

Konkrete Pläne gibt es gerade nicht viele. Ich plane jedoch noch eine Menge Shows zu spielen im nächsten Jahr und ich kann auch verraten, dass es neue Musik geben wird.

Danke für das Interview! Dir viel Inspiration und Kreativität und viel Durchhaltevermögen auf Deiner weiteren musikalischen Reise!

Christel

C'est Karma © Pit Reding
C’est Karma © Pit Reding