Hanna, vor Kurzem hast Du Dein Debütalbum „Mitten in Berlin“ veröffentlicht. Du gehst damit zugleich auf klaren Kurs mit Deiner Offenheit. Was treibt Dich an, so öffentlich queer zu leben und „queere Musik“ zu machen?
Ja, mein erstes Album ist endlich da! Ich kann es immer noch nicht glauben! Ich hatte noch nie das Gefühl ich müsste verstecken, wer ich bin. Und das ist auch der Grund dafür, weshalb ich offen mit meiner Homosexualität umgehe. Ich möchte aber auch ein Vorläufer für alle sein, die sich noch nicht trauen öffentlich dazu zu stehen. Ich möchte allen zeigen, dass ich auf Frauen stehe und nichts daran problematisch oder schlimm ist. Es ist normal.
Du hast Dich mit 16 geoutet, fast im gleichen Alter wie ich. Bei mir ist das ewig her, das war in einer ganz anderen Zeit. Bei Dir war es vor wenigen Jahren, in einer Zeit, in der man meinen mag, wir würden im 21. Jahrhundert schon viele Schritte weiter sein. Doch ich merke immer wieder, dass es nicht so ist, und es eher ziemliche Rückschritte gibt in unserer Gesellschaft. Wie hast Du Deinen Coming Out damals gelebt und wie nimmst Du die gegenwärtigen Tendenzen für Dich wahr?
Ich hab mich sogar schon mit 14 geoutet. Und für mich war das damals voll die Erleuchtung und Erleichterung zu verstehen was sich in mir anders anfühlt. Ich hatte gar nicht so große Bedenken mich zu outen, Weil mein bester Freund auch schwul war und somit hatte ich schon Berührungspunkte mit dem Thema und wusste, dass mein Freundeskreis eh cool damit sein wird. Ich hab auch kurz darauf meinen Eltern einen Brief geschrieben, weil ich nicht den Mut hatte es persönlich zu machen und es auch irgendwie komisch fand ihn das sozusagen. Ich hatte voll Glück… Meine Eltern hatten kein Problem damit und wollten nur, das ich glücklich bin in meinem Leben.
Also ich finde, Dass heute schon viel mehr Leute zu ihrer Sexualität stehen. Damals als ich mich geoutet hab hab ich mich noch voll alleine damit gefühlt. In meiner Schule gab es anfangs niemanden der auch lesbisch war und im Laufe der Jahre haben sich nach mir nur noch zwei andere Mädchen geouetet. Und jetzt habe ich das Gefühl das ich an jeder Ecke jemanden treffe der queer ist und ich finde es voll schön!
Ich hab auch nicht so ein Gefühl wie du… Das ist viele Rückschritte gibt in unserer Gesellschaft in Hinsicht auf Homosexualität. Das kann aber auch daran liegen, dass ich aus Berlin komme. Hier gibt es so viele Crazy Leute, da wird man echt selten für seine Sexualität diskriminiert. Aber ich bin auch der Meinung, dass es auf jeden Fall noch viel Luft nach oben gibt, wenn es um Akzeptanz, Toleranz und vor allem um Unterstützung geht.
Da Du aus einer völlig anderen Generation kommst, und mit Deiner Musik viele junge Menschen erreichen kannst, kannst Du zu einem „queeren Sprachrohr“ werden. Was würdest Du einer jungen Frau, die mitten in ihrem inneren Coming Out steckt, als bereits seit Jahren offen lebende queere Frau raten?
Falls deine Eltern gerade nicht damit klarkommen, dass du kein Mann nach Hause bringst und wie man es von dir erwartet ihnen Enkel schenkst, dann Steck nicht den Kopf in den Sand! Deine Eltern sind ganz anders aufgewachsen als du. In wurden andere Werte beigebracht und sie müssen sich erst mal mit der Situation zurecht finden. Gib ihm etwas Zeit. Sei offen für Fragen, die sie vielleicht an dich haben und du wirst sehen alles wirst sehen alles wird sich regeln. Am Ende wollen alle Eltern, dass ihr Kind glücklich ist!
Würdest Du das ändern für einen Major-Vertrag, wenn Dir irgendwelche Songs aufgedrängt werden würden mit Themen abseits dessen, was Du singst? Ich weiß, eine sehr kritische Frage. Doch es gibt immer wieder Leute im Musikbusiness die (leider) ihre Ideale verraten haben für den Erfolg.
#Debütalbum: Hanna Batka – Mitten in Berlin #Deutschpop #femaleArtists #queer
Nein ganz und gar nicht. Ich mach Musik aus Leidenschaft und nicht um reich zu werden oder sowas. Mir ist voll wichtig, was ich mit meinen Songs sage und welche Message ich an die Leute raus gebe. Ich wird wer ich bin und wofür ich stehe für kein Geld der Welt verkaufen.
Was mir persönlich so gut gefällt an Deinen Songs ist ja, dass Du kein „Betroffenheitsgeschwafel“ ablässt, sondern leichten Deutschpop, der zugleich mit Sensibilität wichtige Themen rüberbringt. Wie kam es zu genau dieser Song-Zusammenstellung auf Deinem Debütalbum?
Wie war’s voll wichtig Songs zu machen die auch wenn es vielleicht ein trauriges Thema ist trotzdem eine positive Ausstrahlung haben. Das ganze Album spiegelt voll meine Teenager Zeit wieder. Als ich angefangen hab das Album zu schreiben war ich echt schüchtern und mein Selbstbewusstsein war echt im Eimer. Und über die Jahre in denen das Album entstanden ist, ist auch mein Selbstbewusstsein gestiegen und ich denke das hört man auch in meinen Songs. Ich bin eine starke Frau geworden, die zu sich selbst steht und ist, wer sie ist.
Jetzt, wo Dein erstes Album raus ist, wäre der Zeitpunkt, auf Tour zu gehen. Das ist nicht möglich in dieser Zeit. Was machst Du, um trotzdem mit Deinen Fans in Kontakt zu bleiben und auch neue Fans und ZuhörerInnen zu gewinnen?
Ja voll schade! Ich hätte so gerne jetzt schon erlebt, wie es ist mit Leuten, die meine Songs kann ein Abend ab zu feiern. Aber hey so ist es gerade nun mal und ich mach das Beste draus! Ich bin auf jeden Fall jeden Tag auf Instagram am Start und schreibe mit meinen Fans und halte alle auf dem Laufenden, was ich so die ganze Zeit treibe. ich bin fleißig am Songs schreiben, Interviews geben und Content für meine Social Media Kanäle vorbereiten.
Und wo wir gerade bei dieser Zeit sind. Wie schaffst Du es, mitten im Lockdown kreativ zu bleiben und was hat Dich über die letzten Monate ganz besonders inspiriert?
Ich muss zugeben es ist schon etwas schwierig neue Themen für Songs zu finden, wenn gerade gar nix um einen herum passiert aber ich hab im letzten Jahr voll schätzen gelernt, sonst immer die Freiheit zu haben Hinzugehen wo man will und jeden zu sehen, den man mag. Ich hab gehört voll viele Paare haben sich getrennt, weil sie die Zeit zu zusammen nicht ausgehalten haben. Ich finde es voll Crazy weil ich es liebe Zeit mit meiner Freundin zusammen zu verbringen. Am liebsten sind wir 24/7 miteinander und es ist gerade echt oft so! Voll cool! Ich weiß das voll zu schätzen, dass wir gerade so viel Zeit miteinander haben und ich finde unsere Beziehung sehr inspirierend weil ich das Gefühl hab bei ihr einfach angekommen zu sein.
Apropos Inspiration: Gibt es KünstlerInnen, die besonders Einfluss auf Deine musikalische Entwicklung hatten? Vielleicht sogar aus anderen künstlerischen Bereichen als der Musik?
Ein ganz großer Einfluss war immer Justin Bieber. Er war der Grund, weswegen ich überhaupt mit dem Singen angefangen hab. Seine Art zu singen hat mich von Anfang an voll gecatcht und ich wollte unbedingt wie er singen. Sonst Feier ich Shawn Mendes total! Ich finde er ist so ein krasser Künstler, sowohl musikalisch als auch textlich. Hört mal in sein Album von 2019 rein das ist der Hammer. In deutschen Bereich sind Madeline Juno und Noah Levi eine Inspiration für mich.
Und welche musikalische Pläne hast Du für die nächsten 12 Monate? Ich weiß, eine schwierige Frage, lass sie mich trotzdem zum Schluss dieses Interviews stellen.
Nach der Platte ist ja immer vor der Platte, wie man so schön sagt… Wir schreiben gerade Songs… Werden im Studio neue Sachen produzieren und dann in den nächsten Monaten immer mal wieder mit neuen Tracks in Erscheinung treten… Da freue ich mich sehr drauf. Und meine größten musikalischen Pläne wäre natürlich endlich mal wieder live spielen zu können. Das hoffe ich extrem dass das in den nächsten zwölf Monaten wieder möglich sein wird.