Ihr seid auf den ersten Blick ja eine recht schräge Kombo (schräg meine ich immer positiv!). Was ist davon echt und was nur „für die Bühne“?
Sven: Das ist alles echt! Die Songs, Videos, das Merchandise, die Interaktion mit den Leuten auf den Socials – das sind wir!
Euer Bandname ist wie euer Outfit nicht gerade gängig. Wie seid ihr auf Liotta Seoul gekommen?
Sven: “Seoul” ist einer meiner Lieblingswörter überhaupt. Ich liebe das, dass das “e” stumm ist, und vor allem, wie sich das anfühlt das zu schreiben. Probier’s aus! Nimm einen Zettel und schreib’ “Seoul” da drauf. Das ist ultra befriedigend. Dann war es noch wichtig irgendwas anderes davor oder danach zu setzen, sodass man uns einfach googlen kann. Ich liebe Ray Liotta, finde der hat einen top Nachnamen, und dann kam das so. Fairerweise muss man sagen, wir dachten, JEDER kennt Ray Liotta und JEDER weiß, was die Hauptstadt von Südkorea ist, und wie man die schreibt und ausspricht. Hat sich dann schnell als Irrglaube herausgestellt. Ich liebe unseren Namen!
In eurem Song „Like me“ singt ihr über die Leute, die auf Partys im Abseits stehen, ein Song für die Deplatzierten und Zweifler. Da kann ich mich reinfühlen, so was ich auch mal. Was hat euch zu diesem Track inspiriert?
Sven: Ich singe über mich. In den meisten “normalen” Szenarien fühle ich mich irgendwie Fehl am Platz. Ich denke, bzw. hoffe, das geht anderen Menschen auch so. Ich hasse es, das Gefühl zu haben, ich muss mich verbiegen, um “anzukommen”. Deswegen die Line “they’d never like me if they could see who I call me”.
Zwischenzeitlich gabt ihr vor, zum Rap gewechselt zu sein. Hinterher stellte sich das als Fake raus. Was war eure Intention für diesen Fake? Oder gebt ihr zu, dass ihr zumindest heimlich ein wenig damit geliebäugelt habt, tatsächlich „das Fach“ zu wechseln?
Sven: Nein! Wir fanden das einfach witzig. Den Song zu schreiben und zu recorden hat irgendwas unter einer Stunde gedauert. Als Fanboy kenne ich das selber, wenn Bands zu einem bestimmten Label wechseln, dass man irgendwie Angst hat, die ändern ihren Sound. Wir fanden das dann einfach witzig als Band, die keiner kennt, die zu einem kleinen berliner Label geht so zu tun, als würde das was mit unserem Sound machen. Voll cool, dass Jordan (Inhaber Krod Records) da mitgespielt hat.
Am 1. Oktober erscheint eure EP „Cool“. Warum dieser Titel und warum genau diese Zusammenstellung von Songs?
Sven: Wir waren letztes Jahr super doll eingespannt mit dem DIY-Release unseres Albums “Hopper” und sind nicht so doll zum Schreiben gekommen, wie wir uns das gewünscht hätten. Wir haben viel auch dann irgendwie wieder ausgesiebt. Übrig geblieben sind vier Songs, die wir “cool” fanden. Die Demos habe ich vorab unserem Produzenten geschickt. Der fand einen davon beschissen und hat gesagt: “Schreib’ mal lieber einen neuen”. Gesagt, getan. Der Song war dann “David Blaine”, und ist auch – mehr oder weniger – der Titeltrack der Platte. Im ersten Fernseh-special von David Blaine “Street Magic” geht Blaine durch die Gegend und zaubert. Unter anderem geht der auch in so einen Trailerpark IRGENDWO in der Prärie und zaubert für den Jungen, der auf dem Cover unseres Albums ist. Der Junge sieht den Trick, und das einzige, was er nach sehr langer stummer Verwunderung aus sich raus kriegt ist: “cool”. Irgendwie hat das was mit mir gemacht.
Vor Kurzem habt ihr auch noch ein Browsergame veröffentlicht. Ihr seid recht umtriebig. Woher nehmt ihr in dieser nach wie nicht einfachen Zeit dieses volle Maß an Kreativität?
Sven: Ich wollte schon seit Jahren mal ein Game statt eines Videos zu einer Single produzieren. Für “Cool” gibt es zu jedem Song ein Video und da dachte ich, dass das meine Chance sein könnte. Ich habe ewig nach fähigen Leuten gesucht, die das mit mir umsetzen können/wollen (ich habe keine Ahnung von Programmierung) und habe dann Marcel Pesch und Tim Staat gefunden. Ersterer hat das Spiel von Grund auf programmiert, und Tim hat sich um die Hosting-Lösung gekümmert. Unser Freund Nils Friedrich hat die 3D-Umgebungen, Lichter usw. gebaut und ich habe die Figuren animiert, und alternativen Versionen der Songs gemacht. Das war super duper viel Arbeit und Lebenszeit für alle beteiligten, hat sich aber gelohnt. Ist dann eine weitere Sache, die ich von der “Dinge, die ich machen will bevor ich sterbe”-Liste runterstreichen kann.
Wenn „Cool“ erschienen ist, wird man Liotta Seoul auch auf Tour sehen können? Oder wie werdet ihr nach dem Release mit euren Fans und möglichen neuen LiebhaberInnen eurer Musik in Kontakt treten und bleiben?
Sven: Ja, Christel – da ist einiges in Planung! Wir werden – wenn alles läuft wie geplant – einige Touren als Support-Act begleiten und auch eine kleiner Headline – Tour in ein paar Städten spielen. Da sind wir sehr gespannt drauf. Wenn alle Dates zu 100% stehen und wir damit an die Öffentlichkeit gehen können, machen wir das auf unseren Social Media Kanälen. Wie du siehst, lohnt es sich nicht nur, wegen der Videos, Musik, dummen Witzen und analogen Photos auf Instagram zu folgen, sondern auch wegen der News!
Habt ihr im kommenden Jahr vor, nach der EP auch noch ein Album rauszuhauen oder werden zumindest ein paar einzelne neue Songs und eine neue EP folgen?
Sven: Ich denke zweiteres! Ich bin selber großer Album-Fan, aber sehe auch, dass es immer Songs gibt, die Aufmerksamkeit bekommen und gehört werden, und dann gibt es den “Rest”. Das gibt es schon ewig so, aber durch Streaming und Playlisting ist das nochmal verstärkt. Ich denke bisher läuft der “Cool”-Release super für uns, und ich denke, dass ist das, was wir machen werden, auch weil das mehr Spaß macht.
Und überhaupt, wie sehen eure musikalischen Pläne für die nächsten 12 Monate aus?
Sven: Wir wollen auf jeden Fall sehr bald wieder ins Studio! Das bedeutet für mich auch wieder einen haufen Videos machen. Wird geil!
Danke für das Interview! Ich wünsche euch noch eine Menge Spaß mit eurer Musik. Und bleibt euch selbst treu!
Sven: Danke dir! Das ist lieb, dass du die Plattform bietest. Wegen dir habe ich DIVES und das Video zu Burger kennengelernt.