Varley im Interview über ihr Debütalbum, Phoebe Bridgers und Inspiration und wie sich ein Album auf Vinyl anfühlt
Am Freitag dieser Woche veröffentlichen Varley ihr Debütalbum „Smalltalk & DMCs“. Und da die Band gleich beim ersten Album stark abliefert, habe ich die Gelegenheit genutzt, und mit Varley-Sängerin Claire-Ann ein Interview geführt.
Ihr steht mit eurem Debütalbum „Smalltalk & DMCs“ in den Startlöchern, das am 17. September erscheinen wird. Warum dieser Albumtitel? Einen gleichnamigen Song gibt es ja laut Tracklist nicht.
“Smalltalk & DMCs” ist eine Zeile von The Pressure. Die Platte spielt viel mit Kontrasten, wir reden über ernste Themen, aber es gibt auch ein paar Songs die sehr ausgelassen sind. Deswegen fanden wir den Kontrast zwischen Smalltalk und DMCs so passend. Für alle die es vielleicht nicht wissen, DMCs heisst ‘Deep Meaningful Conversations’.
Auf „Smalltalk & DMCs“ habt ihr 13 Songs zusammengestellt, die für mich ein wirklich gutes Zusammen ergeben und das Album rund gemacht haben. Gerade bei Debütalben ist das oft nicht der Fall, weil es an vielen Ecken noch fehlt. Wie kam es zu genau dieser Zusammenstellung von Songs und zu dieser Track-Reihenfolge?
Wir haben sehr viel geschrieben, ich glaube am Ende hatten wir 20 fertige Songs oder so. Die finale Auswahl haben wir dann gemeinsam getroffen, haben einige verschiedene Tracklists ausprobiert, und waren dann ziemlich schnell bei der finalen. Das ging alles ziemlich fix, und das haben wir dann einfach mal als gutes Zeichen gedeutet, dass wir da auf dem richtigen Weg sind.
Beeinflusst seid ihr nach eigenen Worten auch von Phoebe Brigders, die für mich persönlich eine der grandiosesten und inspirierendsten Künstlerinnen der Gegenwart ist. Wo und wie genau hat Phoebe eure Musik beeinflusst? Und von welchen anderen KünstlerInnen nehmt ihn Impulse und Inspiration auf für eure Songs?
Phoebe Bridgers steht für uns stellvertretend dafür, auf eine sehr organische und ehrliche Art Musik zu machen. Insofern könnte man sagen, hat uns ihre Musik darin bestärkt, unseren Sound zu finden. Außerdem spricht sie in ihren Songs oft auch unangenehme Themen an, und das ist etwas, das wir sehr schätzen, und uns auch in unserer Musik wichtig ist.
Und oft ist es für uns auch die beste Inspiration gewesen, genau der inneren Stimme zuzuhören, die sagt, öfter als man denkt, interessante Dinge und vor allem immer die Wahrheit über einen selbst, wenn man es zulässt. Und das kann dann ganz schnell zu einem sehr persönlichen Songtext werden.
Claire-Ann, Du kommst ursprünglich aus Dublin. Wie kam es dazu, dass Du mit Joschka und Matthias zusammengekommen bist und ihr dann Varley gegründet habt? Und warum eigentlich Varley als Bandname, was ist der Grund dafür?
Wir haben uns 2011 kennengelernt, als wir bei einer internationalen Songwriting-Week waren. Musiker von überall kamen in einen kleine Ort, Hammelburg, in Süddeutschland und haben zusammen eine Woche lang Musik gemacht. Ich und Joschka haben sich da kennengelernt und danach haben von da an gemeinsam in Bands gespielt. Auf einer der Touren habe ich Matze kennengelernt. 2016 sind wir alle nach Berlin gezogen. Da hat sich dann ganz schnell ergeben, dass wir in dieser Konstellation gemeinsam Musik machen wollten. Varley ist übrigens mein Nachname.
Vor zwei Jahren habt ihr eure Debüt-EP „Phantom Studies“ veröffentlicht. Nun schiebt ihr mit „Smalltalk & DMCs“ euer Debütalbum hinterher. Was ist für euch der größte Unterschied zwischen beiden Werken – und was die größte Gemeinsamkeit?
Mit “Phantom Studies” haben wir sehr viel ausprobiert, sowohl bei der Produktion, der Soundwelt, als auch bei den Texten. Während der Arbeit an “Smalltalk & DMCs” haben wir dann ziemlich früh einen einheitlichen Sound, eine organische Herangehensweise gefunden. Auch die Texte sind viel direkter und ehrlicher geworden. Was die beiden Platten verbindet, ist, dass wir alles immer noch zu dritt machen, sowohl das Songwriting, mit ganz wenigen Ausnahmen, als auch die Produktion. Und dass es sich im jeweiligen Entstehungsprozess immer richtig angefühlt hat, gerade genau das zu machen. Mal schauen, was als nächstes kommt.
Drei eurer Songs haben es auf Spotify zu mehr als drei Millionen Streams gebracht. Wie wichtig ist für euch selbst die Streaming-Plattform? Und wo seht ihr euch als Band hauptsächlich, im Musikstreaming-Bereich oder im Bereich Vinyl? „Smalltalk & DMCs“ erscheint ja auch auf Vinyl. (Was ich übrigens toll finde :))
Es ist toll, dass einige unserer Songs so gut auf Spotify funktioniert haben, das freut uns natürlich sehr. Gleichzeitig möchten wir uns nicht von einer einzelnen Plattform abhängig machen. Wir freuen uns total, dass wir die Möglichkeit haben, unser Debutalbum auch auf Vinyl herauszubringen, es ist schon nochmal ein anderes Gefühl, so ein Album wenn es fertig ist, in der Hand zu halten, und nicht nur auf Upload zu klicken. Aber wir glauben nicht, dass die eine Art zu konsumieren per se besser ist, als die andere, das ist ja etwas sehr persönliches, umso mehr freuen wir uns, dass wir jetzt mit dem Album sowohl digital als auch analog stattfinden können.
In dieser Zeit kommt man an dem Thema Pandemie einfach nicht vorbei. Wie habt ihr es geschafft, während der letzten 1 ½ Jahre kreativ zu bleiben und dann auch noch ein so rundes Debütalbum zu erarbeiten?
Als der erste Lockdown kam sind alle Shows weggefallen, alles war auf Halt, und auf einmal hatten wir alle Zeit der Welt. Das hat sich ein bisschen nach “now or never” angefühlt, und zum Glück ist uns dann der ganze Prozess ziemlich leicht gefallen, wir hatten eine gemeinsame Vision für unser erstes Album. Irgendwie hat uns das letzte Jahr auch nochmal geholfen, einzuordnen was uns wirklich wichtig ist, vieles, was durch die Pandemie nicht mehr möglich war, hat man gar nicht vermisst, anderes dafür sehr. Umso toller war es, dass wir dann für das, was uns wichtig war, nämlich die Band, so viel Zeit zur Verfügung hatten.
Und was sind eure Pläne für die nächsten Monate? Habt ihr Tourpläne oder werdet ihr weiter an neuen Songs arbeiten oder …?
Es ist leider immer noch schwierig eine Tour zu planen, aber wir Proben gerade für unser erstes Festival dieses Jahr, Open Flair am 4th September und es macht großen Spaß die Songs mit unserer Band zu spielen. So bald es möglich ist, spielen wir auf jeden Fall eine eigene Tour. Außerdem sammeln wir viele Idee für die nächste Platte.
Danke für das Interview! Ich wünsche euch einen guten Lauf mit „Smalltalk & DMCs“ und viel kreativen Input auf eurer weiteren musikalischen Reise!
Christel
Dankeschön für die schöne Interview!