Warum ich in meiner Jugend den Traum träumte, eines Tages über Musik zu schreiben? Weil ich Musik entdecken, nach Perlen tauchen, Songs in mein Leben lassen wollte, die nicht nur mich heilen, die nicht nur mein Leben verändern. Ich habe immer schon gespürt, seit ich Kind war und das erste Mal bewusst Musik hörte, das da irgendwas ist, was ich spüren, was vielleicht nur ich sehen kann. Ich träumte davon, Songs zu hören, die besonders sind, Alben, die anders sind. Seit damals habe ich viele Kurven geschlagen im Leben, und manchmal sogar die Musik aus meinem Herzen verloren, bis sie wieder zu mir zurückkehrte auf ihre ganz eigene Art. Und heute kann ich über all diese Songs schreiben, über Alben wie „Overflow“ von Celine Cairo, die anders sind, die besonders sind. Die so sehr berühren, dass irgendwas bleibt, selbst wenn man die Musik ausgemacht hat und der Tag, der Abend, die Nacht weitergeht.

An dem Abend, an dem ich Celine Cairos neues Album das erste Mal gehört habe, hatte ich tagelange starke Schmerzen hinter mir. Ich konnte keine Musik hören, weil mein Kopf vor Schmerzen brannte und ich mich mehr im Höllenschlund denn im Leben befand. Sehnsucht nach Musik zu haben und keine hören zu können, weil jeder Ton eine Spur von noch schlimmeren Schmerzen hinterlässt, ist unbeschreiblich. Unbeschreiblich schlimm. Und dann wagte ich es irgendwann. Wollte einen Song hören, wenigstens einen.

Und dann saß ich da, hörte Celines Album und ein Song nach dem anderen umwand mein Herz auf eine ganz besondere Weise. Ich weiß nicht, wie viele Tränen ich weinte, als ich „Overflow“ hörte. Dieses Album zog mich mit sich, weil es viel erzählte von dem, wie es mir in den letzten schlimmen Jahren ergangen war. Aber am Ende auch davon sprach, dass da mehr ist, als ich noch zu hoffen, zu glauben gewagt hatte.

Wenn es stimmt, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eins sind und alles gleichzeitig geschieht. Dann hat ein Teil von mir damals schon dieses Album gekannt, als ich davon zu träumen begann, über Musik zu schreiben. In irgendeiner der Zeitschienen muss es mir damals schon begegnet sein, als ich zwischen lauter Musikzeitschriften auf dem Boden meines kleinen Zimmers saß, und davon träumte, über Musik zu schreiben, selbst Songtexte zu schreiben und eines Tages vielleicht ein kleines Plattenlabel zu gründen. Und jemanden zu finden, der all das in mir versteht, ohne dass ich Worte dafür finden muss. Der in die Tiefe dieses Traumes sieht, der in der Musik hört, was sonst nur ich sehen kann. Der die andere Hälfte dieses Traumes geträumt hat, in der Hoffnung, eines Tages den dazu gehörenden zweiten Teil zu finden.

Celine Cairo hat mit „Overflow“ ein großes Album geschaffen. Eines, das berührt, das nicht stehenlässt, das etwas mit einem macht. Es ist an uns, ob wir uns einlassen wollen auf ein solches Album, auf solche Songs, die unsere Herzen verändern, und am Ende vielleicht sogar unser Leben.

I thought that I was drowning
but if there’s a God I now know she’s been watching me
I thought I’d lost a lifetime
but I found a light, down on the bottom of the sea
and I took it with me
I took it with me

Found A Light – Celine Cairo

Es sind persönliche Lieder, die Celine singt. Fernab von Mainstream, fernab von dem Einheitsbrei, der kalt lässt, der leer zurücklässt. Musik erfüllt dann ihren Zweck, wenn sie etwas mit einem macht, wenn ich nach dem Hören eines Songs, nach dem Hören eines Albums nicht mehr die Selbe bin wie vorher.

„Overflow“ hat mich verändert. Hat in meine Gegenwart und Zukunft hinein gesprochen. Und auch irgendwie in meine Vergangenheit. In einer Zeit der großen (Lebens-)Zweifel und einer der größten Glaubenskrisen meines Lebens hat Celine Cairo ihre Songs in mein Herz gepflanzt. Nun ist es an mir, etwas damit zu machen. Und nicht einfach weiterzugehen.

Celine Cairos „Overflow“ ist heute erschienen. In das Album könnt ihr hier auf Spotify reinhören.

Celine Cairo – Overflow Tracklist

  1. Bird Song
  2. Famous
  3. The Fire
  4. Holy War
  5. Pirouettes
  6. Echoes
  7. As Long As You Love Me
  8. One Piece
  9. Overflow
  10. Fall
  11. Found A Light