Ich bezeichne mich selbst gerne als tiefgründigen Klassenclown. Doch in den letzten Monaten ist der Klassenclown in mir meist abhanden gekommen. Die Tiefgründigkeit meiner Teenie- und Jugendjahre ist indes in mein Leben zurückgekehrt. Genau wie die Musik, die bis letztes Jahr Mai kaum mehr eine Rolle in meinem Leben gespielt hat. Die im Abseits meines Lebens verschwunden war, in der irren Dynamik einer viel zu schnelllebigen Zeit.

Irgendwie hat sich für mich alles nur noch gleich angehört. Es gab nichts Neues. Nichts an neuer Musik, was mich irgendwie aus meiner musikalischen Lethargie herausgeholt hätte.

Und dann? Dann brach mitten in unser aller Leben eine Pandemie. Warf alles auf den Kopf. Mein normales Leben. Meinen Alltag. Und mitten hinein in dieses Unaussprechliche fiel wieder Musik.

Neue Songs, neue KünstlerInnen. Die alte Liebe zur Musik, die mich von Kindheitsbeinen an begleitet hatte, bis irgendwas in mir zerbrochen war. Sie war wieder da. Die gleichen Gefühle beim Hören neuer Songs, wie ich sie einst als Teenie und Jugendliche hatte. Die Freude über neue Scheiben in der Hand, über Lieder, die mein Herz erreichten, die was mit mir machten. Die wiederentdeckte Liebe zu Fanzines und Musikzeitschriften. Einfach dieses unbeschreibliche Gefühl von Magie, wie nur Musik sie einem schenken kann.

In den letzten Tagen hat unser Land, und Europa, einen weiteren Schrecken hinnehmen müssen. Überschwemmungen zogen nicht nur durch Deutschland, sondern auch durch andere Länder. Flutwellen, wie man sie sich nicht in seinen Alpträumen vorstellen mag, haben Häuser, Brücken, Straßen, und auch Menschenleben zerbrochen.

Mich hat das zurückgeführt in meine alte Tiefgründigkeit, in der alles in Frage gestellt wurde – und Sinn und Ziel und Vergangenheit und Zukunft und das Jetzt immer wieder auf den Prüfstand kamen.

Es gibt nichts im Leben, das sicher ist. Nichts ist selbstverständlich. Auch nicht das Gute, das wir erleben. Mir ist vor einiger Zeit bewusst geworden, das, was ich im Leben brauche, ist Schreiben, Musik und einfaches gutes Essen. Das sind meine elementaren Bedürfnisse. Weil Schreiben mein Leben ist, weil Musik mich immer wieder gerettet hat und rettet, mich geheilt hat und heilt. Und weil gutes einfaches Essen essentiell ist, für meinen Körper, aber auch für meine Seele.

Ich habe mal gesagt, in meinem nächsten Leben werde ich Foodbloggerin, weil ich nicht nur einfaches gutes Essen genieße, sondern Kochen liebe (und Brot backen!). Doch ich bin nun mal kein Hochglanzmensch. Niemand, der sich vor die Kamera stellt. Ich bin der tiefgründige Klassenclown, der privat ganz gerne laut ist, und andere zum Lachen bringt. Doch mir liegt viel mehr am Herzen, dass andere im Licht stehen. KünstlerInnen, die mit ihrer Musik andere retten, andere heilen. Die Menschen wie mich berühren. Und die etwas Gutes in diese Welt bringen und sie so ein klein wenig zum Positiven verändern.

Christel von LaTrash.de