Mit ihrem neuen Album „Seize The Power“ treten Yonaka eine geniale Reise durch verschiedene Genres an. Ein guter Grund, ein Interview mit der britischen Band zu führen, über ihr neues Album, ihre Liebe zur Musik, Inspiration und den Brexit.
In diesen Tagen erscheint euer neues Album „Seize The Power“, das ihr auch als Mixtape-Album bezeichnet. Für so manche vielleicht eine ungewöhnliche Bezeichnung. Was hat euch zu genau dieser Zusammenstellung von Songs bewegt? Denn das „Mixtape“ ist, meiner Ansicht nach, trotz der vielleicht für manche scheinbar zusammenhanglosen Zusammenstellung verschiedener Songs, ein derart rundes Album geworden. Da hat jeder Song seine Berechtigung und seine Bedeutung, so empfinde ich es.
Wir haben uns aus mehreren Gründen für ein Mixtape entschieden, aber der Hauptgrund ist, dass wir keine Pause mit der Veröffentlichung von Musik machen wollen und wenn wir ein Album machen würden, müssten wir eine Weile darauf sitzen und auch wir waren einfach nicht dabei. Ich bin noch nicht bereit, ein Album zu machen. Die Songs variieren sehr stark im Sound und das ist es, was wir an ihnen lieben. Wir wollten wirklich ein Werk schaffen, das dich an verschiedene Orte führt und dich gleichzeitig gestärkt fühlt.
Euer zweites Album ist für mich ein Tanz zwischen den Genres. Ich habe in den Jahrzehnten, in denen ich Musik höre, noch nie eine Band erlebt, die sich so sicher zwischen verschiedenen Musikstilen bewegt. Woher kommt dieser Drang in euch, so sehr zwischen unterschiedlichen musikalischen Welten unterwegs zu sein? Und woher kommt diese unbeschreibliche Liebe zur Musik, die dadurch in diesem Album zu spüren ist?
Wir haben es immer geliebt, mit verschiedenen Sounds zu spielen und etwas Neues zu kreieren. Es ist ganz natürlich, dass wir alle die Liebe zu ähnlicher Musik teilen, aber auch unsere eigene Liebe zu verschiedenen Dingen. Wir haben einen ziemlich vielseitigen Geschmack und ich denke, das ist es, was unsere Liebe zum Überschreiten von Genres bringt. Aber wie ich schon sagte, es ist ganz natürlich, dass wir nie ein Gespräch darüber führen würden, dass es einfach passiert. Wir schreiben und produzieren alles selbst, also verbringen wir viel Zeit mit Songs und hören nicht auf, bis es das Beste ist, was es sein kann.
Hier findet ihr meine Review zum neuen Yonaka-Album „Seize The Power“.
Ihr habt euch vor sieben Jahr an der Universität in Brighton kennengelernt. Bei vielen Studienfreunden trennen sich dann die Wege und es geht in oft ganz unterschiedliche Richtungen. Wie kam es, dass ihr euch nach dem Verlassen der Uni entschlossen habt, miteinander Musik zu machen? Und wann und wodurch habt ihr eigentlich entdeckt, dass euch vier eine so tiefe Liebe zur Musik verbindet? Und wie kamt ihr auf euren Bandnamen?
Also sind wir alle von unseren Heimatstädten nach Brighton gezogen und haben uns hier vor 10 Jahren kennengelernt. Wir haben die Band nach dem Studium gegründet, weil es dann passieren sollte. Davor hatten wir alle musikalisch ganz unterschiedliche Dinge vor sich. Die Jungs spielten entweder in Metal- oder Neo-Soul-Bands und ich (Theresa) hatte noch keine Band, stand aber sehr auf Pop. Als wir uns alle trafen und anfingen zusammen zu schreiben, fühlte es sich so richtig an und so hörten wir nie auf. Der Name YONAKA war schon vor der Band da, er ist etwas, was mir schon neu ist, ich wollte das noch zu machende Projekt benennen und es passte einfach perfekt zur Musik.
Wikipedia benennt euch als Indie-Rockband. Doch ihr seid weit mehr als das. Euch in eine musikalische Schublade stecken zu wollen, das funktioniert einfach nicht. Wer von euch Vieren bringt welche Stile besonders ein in eure Songs?
Wir alle lieben wirklich viel Hip-Hop, Rock, die Jungs lieben viel härtere Musik und wir alle lieben Pop und es ist einfach ein Schmelztiegel erstaunlicher Kunst, die wir alle lieben.
Ein Album wie „Seize The Power“ zu schreiben, zeugt von viel Kreativität. Woher habt ihr eure Inspiration für die acht Songs auf diesem Mixtape-Album genommen? Und warum genau diese Reihenfolge? (Die ich persönlich btw total passend finde, und die das Album so rund macht)
So inspirierte der Song Seize The Power die Richtung des Mixtapes. Es ist im Wesentlichen eine Auswahl von Songs, die Ihnen das Gefühl geben, ermächtigt und frei zu sein und zu verstehen, dass Sie die Kontrolle haben und sich von niemandem etwas anderes sagen lassen. Es ist ziemlich lustig, weil wir vergessen haben, dass wir bis vor kurzem mit Ordinary eröffnet haben, aber wir saßen den ganzen Tag da und gingen verschiedene Möglichkeiten durch und es war einfach so, wie sie fließen würden und die Tracklist war der Weg.
Wenn wir im Jahr 2021 über Musik aus England reden, müssen wir auch über den Brexit reden. Da geht leider für uns alle kein Weg dran vorbei. Für Bands aus UK wird es dadurch schwerer, in die Europäische Union zu kommen, um zu Touren und möglicherweise auch, um sich hier in der Musikszene positionieren zu können. Wie empfindet ihr das? Und wo spürt ihr selbst die Brexit-Auswirkungen schon?
Es ist wirklich beschissen, dass der Brexit stattgefunden hat und ich war ehrlich gesagt schockiert, als die Abstimmung so lief. Es ist unfair, aber wir werden uns nicht davon abhalten lassen, zu spielen und zu reisen, und niemand sollte es auch zulassen. Ich verstehe, dass es schwieriger wird, aber wir lassen uns nicht davon abhalten. Ich denke, wegen Covid und der Art und Weise, wie es die Welt heruntergefahren hat, haben wir die Auswirkungen noch nicht gespürt.
2021 ist zugleich das zweite Jahr einer weltweit alles verändernden Pandemie. Und dann haut ihr mit „Seize The Power“ ausgerechnet in einer solchen Zeit ein solches Album raus. Woher habt ihr in der Schwere und Dunkelheit dieser Zeit eure Kraft genommen, und die Inspiration, diese grandiose Sammlung von acht Songs zu schreiben?
Wir haben während der Pandemie mehr denn je geschrieben, wir waren 6 Tage die Woche dabei und haben VIELE Songs geschrieben. Als die Welt zum ersten Mal in Quarantäne ging, war das fast schon schön, weil es uns Zeit zum Schreiben gab und uns die Perspektive gab, in den Hintergrund zu treten und alles zu betrachten, was wir geplant haben und was wir ja oder nein auch sagen wollen. Natürlich wurde es schwerer, je länger es blieb und produktiv zu sein war hart, also war es sehr auf und ab, aber wir haben ein Mixtape daraus gemacht. Die Inspiration kam aus Lebenserfahrungen und Kunst, einer der Songs wurde basierend auf dem Film „Girl, Interupted“ geschrieben.
Ein neues Album, der Brexit, die Pandemie und da seid ihr und wollt mit „Seize the Power“ natürlich auch auf Tour. Wie sehen aktuell die Pläne aus für Konzerte in Deutschland? Gibt es da schon Konkreteres oder ist da alles noch etwas in der Schwebe?
Wir haben da eine Tour, die wir bald ankündigen müssen, um eine Band zu unterstützen, die wir absolut lieben. Wir haben dieses Jahr auch Reading und Leeds Festival + ein paar andere Festivals. Ich hoffe, wir sind nächstes Jahr in Deutschland.
Danke für das Interview. Und für dieses geniale Album. Ich wünsche euch alles Gute für eure weitere musikalische Reise, viel Inspiration für weitere Songs und die Kraft, auch durch kommende Stürme hindurchzugehen.
Christel