Jaja, ich mag sie nicht sonderlich, diese Jahreslisten, in denen jede/r irgendwie die vermeintlich besten Alben und Songs in die Welt hinaushaut. Musik ist nun mal eines mit Sicherheit: Geschmackssache. Und während ich mir eben eine jene Jahreslisten mit den 50 besten Vinyl 2021 angesehen habe, dachte ich nur: Ups, da ist ja bis auf zwei Sachen gar nichts dabei, was mich in diesem Jahr an Alben angesprochen hat. Deshalb gibt es statt den 10 besten Alben des Jahres 2021 einfach nur meine Lieblingsalben 2021. Und die hatten es, zumindest für mich, so richtig in sich.

Meine Lieblingsalben 2021

Ich weiß nicht mehr, in wie viele Alben ich in diesen Jahr reingehört habe. Ich kann nur sagen: Es waren eine Menge. Es waren Alben darunter, die nicht hängenblieben sind und die ich deshalb zum Teil sogar zwei Mal angeteasert habe, da ich sie schlichtweg wieder vergessen habe, weil sie mir nichts sagten. Es waren Alben dabei, die mir zwar gefielen, aber denen am Ende doch etwas fehlte, um zu einem meiner Lieblingsalben zu werden. Doch ein paar Alben, die haben mich so geflasht, und tun es übrigens immer noch, da ich sie immer wieder auf dem Plattenteller oder digital laufen habe, dass sie einfach noch mal erwähnt werden müssen in diesem meinem persönliches Musikjahresrückblick.

Einfach umgehauen haben mich The Lathums, die mit ihrem Debütalbum „How Beautiful Life Can Be“ eine Menge genialen Britpop in meine Ohren gedröhnt haben. Für mich, wie bereits in der Review geschrieben, „Ein Album für die Ewigkeit“.

The Lathums How Beautiful Life Can Be Albumcover
The Lathums – How Beautiful Life Can Be

Celine Cairo kam mit ihrem 2. Album „Overflow“ daher und ließ mich nicht mehr los mit ihren Songs. Auch das Album von Celine hat mich viele Male nach dem ersten Mal hören immer noch berührt.

Fast süchtig gemacht hat mich das Album einer anderen britischen Band. Yonaka haben mit ihrem Mixtape Album „Seize The Power“ so grandiosen Stuff abgeliefert, der gleich mehrere Musikgenres durchläuft, dass mich das Album jedes Mal so richtig flasht.

Das genialste Indiepop-Album hat für mich Katelyn Tarver abgeliefert. Ihr Debütalbum „Subject to Change“ ist stimmig vom ersten bis zum letzten Song und hat auf mich immer eine beruhigende Wirkung. Ich kann mich in ihren Songs – und in ihrer Stimme – fallen lassen. Ein sehr musikalisches Popalbum!

Eine Berliner Band hat es ebenfalls unter meine Lieblingsalben 2021 geschafft. Varley haben mit „Smalltalk & DMCs“ ein Debütalbum rausgehauen, das einmal in die Gehörgänge gelangt, im Kopf bleibt. Die fast spielerische Stimme von Sängerin Claire-Ann passt so perfekt zu den Varley-Songs, dass auch dieses Album einen großen Suchtfaktor hat!

Und die britische Folksängerin Marina Allen hat mit ihrem wunderbaren Debütalbum „Candlepower“ gezeigt, wie viel Talent nicht nur als Sängerin, sondern auch als Songwriterin in ihr steckt. In 2022 dürfen wir uns wohl auf neue Songs von ihr freuen.

Marina Allen Candlepower Cover
Marina Allen – Candlepower

Und auch sonst gab es noch so einige weitere richtig gute Alben, die nicht unerwähnt bleiben wollen:

Dopha mit ihrem Debütalbum „The Game“

Someone mit „Shapeshifter“

Nathan Ball mit seinem Debütalbum „Under The Mackerel Sky“

Konni Kass mit ihrem 2. Album „Diplopia“

Flyte mit feinstem Britindie auf „This Is Really Going To Hurt“

French For Rabbits mit „The Overflow“

Flora Cash machte mit „Our Generation“ Liebe zu Musik

Beach Fossils mit „The Other Side of Life: Piano Ballads“

Die britische Math-Rock Band Delta Sleep mit „Spring Island“

Und natürlich dürfen hier auch nicht die ersten Veröffentlichungen aus dem in 2020 gegründeten Phoebe Bridgers-Label Saddest Factory Records fehlen, Claud mit „Super Monster“, Sloppy Jane mit ihrem Album „Madison, das komplett in einer Höhle aufgenommen wurde und Charley Hickey mit seiner EP „Count The Stairs“.

Sloppy Jane – Madison Artwork

Mein Lieblingsalbumartwork 2021 haben übrigens ALL THE LUCK IN THE WORLD geliefert mit „How The Ash Felt“. Da ihr Label Humming Records auch bei der Qualität des Vinyl-Covers geklotzt statt gekleckert hat, ist die Platte einfach ein Sahnestück für eine Vinylsammlung!

ALL THE LUCK IN THE WORLD – How The Ash Felt Artwork

Ein Jahr voller Musik, die hängenbleiben wird. Gerade unter den Artists, die starke Debütalben rausgehauen haben in 2021, ist eine Menge Potenzial auch für die Zukunft zu finden.

Und meine LieblingsEP des Jahres 2021 darf natürlich an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Tara Nome Doyle & Federico Albanese haben mit The Moments We Keep eine EP mit vier Liedern veröffentlicht, die mir bei jedem Hören unter die Haut gehen.

Zeitlich bedingt gab es in diesem Jahr leider viel weniger Songvorstellungen, als eigentlich drangewesen wären, so viele neue Tracks gab es. Doch eine Künstlerin und ein Künstler haben mich in 2021 ganz besonders berührt und getroffen mit ihren neuen Singles, weil sie dieses für mich nicht nur wegen der Pandemie ziemlich strange verlaufene Jahr in Musik gepackt haben und mit ihren Worten zu meiner Sprache wurden:

Strange World“ von Someone und Adam Wendler mit „Driver“.

Mit beiden habe ich auch Interviews geführt in diesem Jahr, wie mit vielen anderen KünstlerInnen auch. Viele dieser Interviews haben mich inspiriert, mich herausgefordert, mich berührt. Hier findet ihr die ->>> Interviews.

Und weil Musik für mich weit mehr ist als nur Unterhaltung, ging es auch in diesem Jahr in einigen Interviews mehr als nur um die Kunst und die Musikbranche:

Der deutsche Sänger KYMA hat im Interview von seinem Engagement in der Arbeit mit Strafgefangenen und einem Ex-Nazi-Tattoo-Cover-Up Projekt erzählt.

Im Interview mit der indischen Musikerin und Aktivistin Ditty ging es um ihr Heimatland, ihr Engagement und Frauen in Indien. Das Interview mit Ditty ist für mich persönlich zugleich das wichtigste all der Interviews, die ich seit meinem ersten Musik-Interview im Jahr 2007 geführt habe.

Ditty © Shehan Obeysekara
Die indische Musikerin und Aktivistin Ditty © Shehan Obeysekara

2021 war ein Jahr, in dem es eine Flut von wirklich guten Releases gab. Für Musiknerds, die wie ich ständig auf der Suche nach neuer genialer Musik sind, deshalb ein umso spannenderes Jahr.

Ob sich 2022 genau spannend entwickeln wird in musikalischer Hinsicht?

Die Vorzeichen sind auf jeden Fall gut. Am 14. Januar feiert das neue Blow Album „Shake the Disease“ Release-Day. Ein Werk, das es in sich hat!

Zwei Wochen später folgt mit „Værmin“ von Tara Nome Doyle ein Album, das sich schon jetzt aufgemacht hat, eines meiner Lieblingsalben 2022 zu werden.

Am 11. Februar macht sich dann Chromatics-Gründungsmitglied, Songwriter und Gitarrist Adam Miller auf, mit seinem Solodebüt „Gateway“ endgültig den Gitarristen-Olymp zu ersteigen.

Am 18. Februar steht die Veröffentlichung des neuen Modern Studies Album „We Are There“ vor der Tür. Auch dies ein Album, das sich bereits beim ersten Hören in mein Musikverliebtes Herz geschlichen hat.

Und eine Woche darauf erscheint mit dem Debütalbum einer Künstlerin ein Album, das die Messlatte für das kommende Musikjahr sehr hoch gelegt hat. Eines der besten Alben, die ich in den letzten Jahren gehört habe. Aber … mehr darf ich noch nicht verraten. Deshalb sei kein Name hier genannt. 😉

Viele weitere Releases wurden natürlich inzwischen für das kommende Jahr angekündigt. Ich erwarte viel Spannendes an Songs und neuen Alben in 2022. Weil die Pandemie zwar Vieles kaputtgemacht hat in unser aller Leben, aber letztlich die Kreativität und die Musik immer siegen werden!

Deshalb

Wenn euch die Songs und Alben von Sängerinnen, Sängern, SongwriterInnen und Bands gefallen, dann streamt nicht nur deren Stuff, sondern kauft euch die CDs oder die Schallplatten. Beim Streaming bleibt nur sehr sehr wenig bei den MusikerInnen selbst hängen, das ist leider nach wie vor Fakt.

Supported die Sängerinnen und Sänger, die Band und die MusikerInnen, die euch gefallen, die ihr liebt, damit diese weiter ihre Musik machen können, die berührt, heilt, verändert, flasht.

Denn die wegbrechenden Einnahmen aus abgesagten Konzerten können gerade die MusikerInnen, die nicht zu den Blockbustern der Musikbranche gehören, kaum wegstecken. Und die Streaming-Einnahmen machen nunmal nur die Millionen-Seller in Sachen Klicks satt.

Das letzte Wort

Weil Europa immer noch eine Festung ist und auch in diesem Jahr Menschen auf der Flucht sterben mussten und müssen, anstatt Zuflucht finden zu können, gibt es keine warmen Worte am Ende meines Jahresrückblicks 2021. Stattdessen überlasse ich das letzte Wort dem Rapper Chaoze One mit seinem im Mai veröffentlichten Track

„Memento Moria / Die Welt brennt“